Visual Plants University of Hohenheim
Der Bienenweidepflanzenkatalog Baden-Württembergs
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Saum- und Kleinbiotope

In einer Agrarlandschaft finden sich punktuelle, lineare und kleinflächige Biotope, die keiner landbaulichen Nutzung unterliegen. Hierzu zählen z.B. Böschungen, Raine, Hecken, Feldholzinseln, Gräser-Kräuter-Streifen, Brachen auf „Restzwickeln“, Solitärbäume und Hohlwege. Sie bilden wertvolle Lebensbereiche und Trachtinseln innerhalb der Feldflur und damit Lebensraum für die Blütenbesucher und andere Wildtiere.

Aus diesem Grund ist ihre Erhaltung bzw. Neuschaffung eine wertvolle Ergänzung zu anderen Naturschutzmaßnahmen. Eine Neuanlage muss jedoch auf die jeweilige typische naturräumliche Ausstattung zugeschnitten sein. So sollten z.B. keine Hecken und Feldgehölze in Landschaften etabliert werden, in welchen sie traditionell fehlen bzw. Offenlandarten wie der Kiebitz vorkommen. Bei Gehölzpflanzungen ist über die standortgerechte Auswahl der Arten hinaus auch darauf zu achten, dass an ihrem Rand über die Entwicklung von Saumbiotopen fließende übergänge zur Kulturfläche geschaffen werden. So können die gewünschten Effekte bezüglich Artenschutz und Nahrungsangebot für Bienen eintreten.

Die Neuanlage von Saumbiotopen wurde im Rahmen der Biotopvernetzung in Baden-Württemberg bereits vielfach erfolgreich umgesetzt. Die Neubesiedlung einer isoliert liegenden Entwicklungsfläche ist allerdings nur für wenige Pflanzenarten möglich. Auf ehemaligen Ackerflächen gelingt die Ansiedlung von artenreichen Saumgesellschaften daher nur über die gezielte Aussaat von einheimischen Wildkräutern.

Auch auf sehr ertragreichen Ackerstandorten können sich durch die Aussaat geeigneter heimischer Wildkräutermischungen stabile Saumgesellschaften etablieren, die auch das Auftreten von Problemunkräutern, wie Ackerkratzdistel, Klettenlabkraut oder Quecke, unterdrücken. Solche neu angelegten Wildkräutersäume können auch noch nach vielen Jahren eine hohe Artenvielfalt und einen großen Blütenreichtum aufweisen. Werden sie auf etwa 1 % der Ackerflächen - weiträumig verteilt über die Feldflur - angelegt, ergeben sich deutliche Zuwächse sowohl bei der Artenvielfalt als auch bei der Häufigkeit des Auftretens einzelner Arten. Dies wurde beispielsweise für Feldvögel oder für Insekten bereits nachgewiesen (KAULE et al. 1994, KUBACH 1995, OPPERMANN et al. 1997). Damit sich der gewünschte Erfolg auch einstellt, sind einige Gesichtspunkte zu beachten, die im Folgenden erläutert werden.

Flächenauswahl:

Wichtig für die Neuanlage von Saum- und Kleinbiotopen ist die Einhaltung einer ausreichenden Mindestbreite von drei Metern, damit Schäden durch die Abdrift von Pflanzenschutzmitteln oder Dünger auf den unmittelbaren Randbereich beschränkt werden. Feldraine sollten nicht im Vorgewende der Äcker, sondern immer längs der Bearbeitungsrichtung angelegt werden.

Eine Kombination mit Baumreihen ermöglicht die Schaffung von dauerhaften Biotopstrukturen (siehe Abbildung 15). Saumbiotope sollten mindestens fünf Jahre lang nicht umgebrochen werden. Bei dauerhafter Anlage bereichern sie auf lange Sicht hin auch das Landschaftsbild.

Bodenbearbeitung, Aussaat und Erstpflege:

Es sollte ein möglichst feinkrümeliges Saatbett mittels Fräse oder Kreiselegge bereitet werden. Anschließend wird die Saat je nach Flächengröße breitwürfig mit der Hand oder mit der Sämaschine ausgebracht. Die Saat kann bei händischer Aussaat mit Sand, bei maschineller Aussaat mit Sojaschrot gestreckt werden, um ein gleichmäßiges Ausbringen zu gewährleisten. Die Saat wird leicht in den Boden eingearbeitet (maximal 1,5 cm tief), damit sowohl die Lichtkeimer als auch die Dunkelkeimer auflaufen können. Ein Festwalzen nach dem Aussäen erhöht die Keimrate auf Grund des verbesserten Bodenkontakts. Die Aussaat im Herbst hat sich als der günstigste Zeitraum erwiesen. Die durch niedrige Temperaturen oder Frost in der Keimung geförderten Arten erhalten auf diese Weise bessere Keimungsbedingungen. Herbstaussaaten gehen daher im Frühjahr gleichmäßiger auf als Frühjahrsaussaaten. Sommeraussaaten sind problematisch, weil eventuell auftretende Trockenperioden die Keimung und Jungpflanzenentwicklung gefährden.

Die Aussaatstärke ist immer ein Kompromiss, der sich aus der Abwägung zwischen dem Kosten-Gesichtspunkt für die relativ teuren Wildkräutersaatmischungen auf der einen Seite und der Notwendigkeit der ausreichenden Unterdrückung von Problemunkräutern auf der anderen Seite ergibt. 1,3 bis 2,5 Gramm je Quadratmeter, das entspricht einer Samendichte von 2.000 bis 4.000 Körnern pro Quadratmeter, liefern einen guten Kosten- Nutzen-Effekt. Die Saatgutkosten liegen dann je nach Mischung bei ca. 1.000 bis 2.000 € je Hektar. Nach dem Auflaufen der Saat konkurrieren die Keimlinge der Ansaat mit den spontan keimenden Arten aus dem vorhandenen Samenpotential des Bodens. Aus diesem entwickeln sich häufig konkurrenzstarke einjährige Ackerwildkräuter wie Melden oder Klettenlabkraut, die den Arten der Ansaat das Licht zur Keimlingsentwicklung rauben. Spätestens dann ist ein früher Pflegeschnitt, ein sogenannter Schröpfschnitt erforderlich.

Das Mähgut ist sorgfältig zu entsorgen. In vielen Fällen reicht der einmalige frühe Pflegeschnitt, manchmal ist jedoch auch noch ein zweiter erforderlich.

1. Neuanlage eines Saumbiotops im zweiten Jahr nach einer Wildkräuteraussaat auf Ackerland. (Foto: Krebs)

2. Neuanlage von Wegrainen (aus MLR-10-87 1987)